Auslandsjahr- Work and Travel

 Wir sind die Hälfte des Tages in der Schule. Von einem 24 Stunden Tag verbringen wir vielleicht 8 Stunden mit Schlafen und durchschnittlich 6 Stunden in der Schule. Wenn es mal wieder ganz schlimm ist, kommen wir nach Hause und der Tag ist fast schon wieder vorbei. Sollte das nicht der Fall sein, ist er es spätestens nach den Hausaufgaben. Was übrig bleibt sind oft nur noch wenige Stunden.

Und es ist jeden Tag das Gleiche: Aufstehen, Schule, nach Hause gehen und Hausaufgaben machen. Natürlich gibt es auch Freizeit. Aber wie es mit der Zeit so ist, vergeht diese viel zu schnell. Es ist also nicht verwunderlich, dass es wahrscheinlich viele gibt, die sich auf das Leben nach der Schule freuen. Da ist sowieso alles viel besser und nicht so monoton. Denkt man.

Doch habt ihr schon mal so richtig darüber nachgedacht, was nach der Schule kommt? – Ausbildung oder Studium vielleicht. Manch einer sucht sich sofort eine Arbeit oder wird Hartz-IV-Empfänger. Und dann geht es monoton weiter. Der einzige Unterschied ist, dass die Schule durch die Arbeit ersetzt wird, für die man nun auch noch Geld bekommt.

Ich möchte mich damit nicht zufrieden geben und bin auf der Suche nach etwas Innovativem auch fündig geworden. Ich wollte schon immer reisen – einfach weg aus Deutschland und einmal abschalten, neues kennenlernen und sehen. Eine Weltreise, wenn es geht bitte. Ich habe mich also informiert und war erst einmal begeistert. Und dann kam der Schock: Das Geld. Welcher normale Bürger kann sich denn so etwas finanzieren? Allein ein einziger Flug nach Afrika kostet mehr als 1.000 €. Nun wollte ich aber mehrere Länder bereisen und das hieß auch mehrere Flugtickets zu bezahlen. Haha, adieu mein Traum vom Reisen.

Doch dann habe ich eine andere Möglichkeit gefunden, bei der ich Reisen und nebenbei auch noch Geld verdienen kann: Work and Travel.

Work and Travel ist ein Auslandsjahr, das meine zwei Lieblingsbeschäftigungen verbindet: Reisen und Arbeit, wobei bei der Arbeit eher das Geld eine Rolle spielt. Ich kann also während meines Auslandsaufenthaltes genug Geld verdienen, um mir dort ein Leben zu ermöglichen und auch das Rückflugticket bezahlen zu können.

Der „Traveller“ reist mit seinem Rucksack in ein anderes Land, zum Beispiel Neuseeland, Amerika, Australien oder China und fängt dort an, zu arbeiten. Diese Jobs können je nach Land sehr unterschiedlich sein. Bedenken sollte man nur, dass es keine Jobs zum Karriere machen sind. Es sind oft einfache Aushilfsjobs wie Farmarbeiter oder Barkeeper.

Aber darum geht es auch nicht. Wichtig ist nur, von einem Ort zum anderen zu reisen, das Land zu erkunden und verschiedene Jobs auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln. Wer sich allerdings entscheidet, ein Work and Travel Jahr zu machen, sollte vorher gut darüber nachdenken. In welches Land möchte ich? Was muss ich alles wissen? Und was brauche ich vorher schon?

Zuerst einmal: Work and Travel ist für Personen zwischen 18 und 30 Jahren. Also perfekt für uns Schulabgänger, die noch nicht wissen, was sie nach den Abitur machen wollen. Dann muss man sich noch entscheiden, ob man eine Organisation bezahlt, die den Flug organisiert, einen bei seiner Jobsuche unterstützt und einem im Land durch Kontaktpartner im Notfall helfen kann. Oder aber man organisiert sich sein Work and Travel Jahr selbst. Das birgt jedoch auch mehr Risiko, kann andererseits auch preiswerter sein. Für die Organisation bezahlt man meist noch zwischen 300-800 Euro drauf, je nachdem für welches Land und für welche Zusatzkurse man sich entscheidet.

Bevor man sich aber eine Organisation sucht, sollte man sich fragen, wohin es eigentlich gehen sollte. Die Antwort auf diese Frage ist natürlich auch davon abhängig, ob man sich im gewünschten Land verständigen kann, denn ohne Kommunikation keine Arbeit. Doch auch hier können Organisationen Abhilfe leisten, denn zu den wählbaren Zusatzkursen gehört auch ein Sprachkurs. Nichtsdestotrotz wählen die meisten Traveller ein englischsprachiges Land oder eines, in dem als Zweitsprache Englisch gesprochen wird. Das verbessert nicht nur ungemein die Sprachfähigkeiten, sondern sieht auch noch gut im Lebenslauf bzw. einer Bewerbung aus.

Zusätzlich muss man sich bei der Länderwahl noch Gedanken über die Einreisebedingungen, die im jeweiligen Land gelten, und über die geltenden Arbeitsbedingungen machen. Länder außerhalb der EU erfordern nämlich ein bestimmtes Visum, um dort bleiben und auch arbeiten zu können. In Amerika gibt es das J1-Visum. In allen anderen nicht-EU Ländern wie Australien, China oder Neuseeland muss man das Working Holiday-Visum beantragen.

Beide Visa sagen im Grunde genommen das gleiche aus: Man darf in diesem Land (meist ein Jahr) bleiben und arbeiten. Der einzige Unterschied der zwischen den beiden Visa liegt, ist die Art und Dauer der Beantragung. Denn wenn man das J1-Visum beantragen möchte, muss man schon ein halbes Jahr vorher persönlich zur Amerikanischen Botschaft gehen, um es dann dort zu beantragen.

Das Working Holiday-Visum macht es einem leichter: Das kann man ganz bequem spätestens einem Monat vor Beginn der Reise online beantragen. Auch hier ist zu bedenken, dass ein Visum natürlich Geld kostet. Das wird aber nicht teurerer als 300 Euro werden. Es gibt natürlich auch ein Touristenvisum, jedoch kann man mit diesem Visum höchstens ein halbes Jahr bleiben und das Jobben könnte sich als problematisch erweisen, da man immerhin nur als Tourist im Land unterwegs ist. In Ländern der EU braucht man kein Visum, weder zum Einreisen noch zum Arbeiten. Wie ihr jetzt vielleicht schon herausgelesen habt, ist ein Work and Travel Jahr auch recht teuer, was aber auch abhängig vom Land ist. Es ist aber im Vergleich zu einem Auslandsjahr während der Schulzeit, Au Pair Jahr oder eine Sprachreise doch noch ziemlich preisgünstig. Außerdem arbeitet man während diesem Jahr auch, das bedeutet, dass das ausgegebene Geld auch wieder zurückkommt.

Wenn dann schon fast das Ende der Planung erreicht ist, das Reiseziel gut überlegt und recherchiert, das Visum beantragt (falls nötig) und das Geld endlich zusammen gespart wurde, dann könnte man sich schon von Deutschland aus um einen Job bewerben. Auch hierbei kann eine Organisation behilflich sein.

Auch wenn man jetzt noch unsicher ist, so bietet ein Work and Travel Jahr viele offensichtliche Vorteile: Man verbessert seine Sprachkenntnisse, lernt verschiedene Kulturen und Länder kennen, man lernt selbstständig zu sein und man erhält sehr viel Praxis- und Berufserfahrung. Solch ein Jahr kann eine riesengroße super tolle Erfahrung sein.

Leider kann es aber auch ein total traumatischer und grauenhafter Albtraum werden. Denn was passiert, wenn man keinen Job findet, man wird überfallen oder von heimischen Tieren, die es in Deutcshland nicht gibt, angegriffen? Am Ende steht man da: Kein Job, ergo auch kein Geld. Vielleicht ist auch dein Rucksack mit deinen Papieren und Reisepass weg oder du liegst im Krankenhaus mit einer Vergiftung von einer Klapperschlange. Was soll man dann in einem Land machen, wo man niemanden kennt?

Aus diesen Gründen entscheiden sich wahrscheinlich viele Traveller für eine Organisation, denn diese kann einem im Notfall wahrscheinlich immer noch helfen, aber komplette Sicherheit kann man da auch nicht finden. Deswegen ist es wichtig, richtig darüber nachzudenken, sich von anderen beraten lassen – von Eltern und erfahrenen Travellern. Entscheidet euch erst dann.

Ich persönlich finde, dass ein Work and Travel Jahr eine gute Alternative zu teureren Auslandsaufenthalten, wie zum Beispiel ein Au Pair Jahr, ist. Ich kann es nur jedem empfehlen, einmal darüber nachzudenken und diese Möglichkeit nicht gleich abzulehnen.