Ab wann ist man erwachsen? Sicher, mit 18 ist man volljährig. Aber abgesehen davon: Woran merkt man, dass man nicht mehr ein Kind oder Jugendlicher, sondern ein Erwachsener geworden ist? Die Frage ist für alle nur schwer zu beantworten.
Deswegen hat man sich viele verschiedene Rituale einfallen lassen, die Jugendliche beim Erwachsenwerden begleiten sollen – von der Konfirmation bis zur Jugendweihe. Die Drachinzeit ist eine Alternative zu traditionelleren Ritualen.
Das Erwachsenwerden ist kein Zeitpunkt, sondern ein Prozess, ein langer und nicht immer einfacher Weg. Bei der Drachinzeit geht es darum, auf diesem Weg begleitet zu werden und das über ein halbes Jahr hinweg.
Ziel ist zu wissen: Wer bin ich? Wo komm ich her? Und was ist mir wichtig?
Ich bin durch meine Mutter auf die Drachinzeit aufmerksam geworden. Sie entdeckte das Projekt im Internet. Zuerst hatte ich nicht wirklich Lust darauf. Im Frühjahr dieses Jahres hat sie mich dann in den gleichnamigen Film geschleppt.
Der Film hat eine Gruppe begleitet, die vor mittlerweile zwei Jahren ihre Drachinzeit gemacht hat. Vom ersten Treffen bis zum Ritualwochenende wurden die Mädchen von einem kleinen Kamerateam begleitet. Dieser Film wird nur einmal jährlich gezeigt, deswegen war es meiner Mutter so wichtig, mit mir dorthin zu gehen. Also sind wir zusammen mit meiner besten Freundin zu der Vorstellung gegangen.
Während des Films fing ich an, mich mit dem Gedanken an die Drachinzeit anzufreunden und als dann später die Fragerunde mit den Produzentinnen beendet war, stand für mich fest, dass ich das unbedingt auch machen will.
Also hat meine Mutter dort angerufen und wir sind dann zur Infoveranstaltung gegangen.
Bei der Infoveranstaltung wurden uns am Anfang Fotos von anderen Gruppen, die den Prozess bereits durchlaufen haben, gezeigt. Wir haben uns vorgestellt und den ersten Schritt in Richtung Kennenlernen gemacht. Zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht fest, ob alle mitmachen können und wenn ja in dieser Zusammenstellung.
Am 8. April war das erste Treffen und bis auf ein Mädchen, das sich entschlossen hat noch ein Jahr abzuwarten, sind wir in dieser Konstellation von 10 Mädchen geblieben. Nach ein paar Kennlernspielen ging es darum, herauszufinden woher man kommt und sich befindet, sich bewusst zu werden wer eigentlich zur Familie gehört und was die jeweilige Person für einen bedeutet. Wir haben über unsere Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde gesprochen. Auch verstorbene Personen wurden genannt und alte Erinnerungen sowie aktuelle Gedanken vermischt.
Ich habe viel über die anderen Mädchen und ihre Vergangenheit gelernt, aber ich bin mir sicher, dass es noch lange nicht alles war. Eines kann ich aber schon ganz genau sagen, nämlich, dass die nächsten Monate verdammt cool und ziemlich viel Spaß machen werden.