28 Jahre Mauerfall, 28 Jahre deutsche Einheit – wie in jedem Jahr gab es zur Feier dieses Ereignisses in jedem Bundesland unter dem Slogan „Nur mit euch“ drei Tage lang zentrale Feierlichkeiten. In Berlin zählte zu diesen unter anderem eine Vielfalt an verschiedenen, politisch lehrreichen Veranstaltungen in Zelten direkt vorm Kanzleramt. Im Inneren eines solchen nahm der Grundkurs Politikwissenschaften von Herrn Johanus an einem Planspiel zur Bundeskabinettssitzung teil.
Bevor das Planspiel beginnen konnte, wurden wir alle verschiedenen Gruppen zugeordnet, in denen wir dann mit uns überwiegend fremden Leuten an runden Tischen saßen.
Nachdem erklärt wurde, wie alles abläuft und per Abstimmung das Thema, zu dem der Gesetzesentwurf sein sollte, um den das ganze Planspiel ging, ausgewählt wurde, bekamen die Gruppen jeweils ein Ministerium oder ein Amt, wie z.B. das des Bundeskanzlers zugeordnet.
Mit diesem erhielten wir auch Material, dass uns vorgab, ob wir uns für oder gegen den Gesetzesentwurf, in dem Firmen dazu verpflichtet wurden, Geschlecht, Alter und Herkunft in Bewerbungsschreiben zu anonymisieren, positionieren sollten und für den Fall, dass uns zu unserer zugeteilten Position keine Argumente einfallen sollten, gab es dazu schon einige Beispiele.
Um uns damit auseinanderzusetzen, hatten wir in den Gruppen einige Minuten Zeit, an deren Ende zwei Ausgewählte als Vertreter ihres Ministeriums an den großen Kabinettstisch nach vorne kamen. In der ersten Runde positionierte sich dann erst mal jeder am Tisch unter Moderation des Bundeskanzlers zu dem Gesetz und es dauerte nicht lange, bis eine Diskussion entstand. Diese wurde dann davon beendet, dass alle zurück in ihre Gruppen (Ministerien) gingen, um in diesen zu überlegen, welche Kompromisse man vorschlagen könnte und auf welche Vorschläge von anderen man sich einlassen würde.
Nachdem dies geschehen war, trafen sich die Vertreter wieder am großen Tisch, an dem sie sich nun auf einen Kompromiss einigen sollten. Trotz weit überschrittener Zeit gelang dies in unserem Fall nicht, was gut verdeutlichte, wie schwer es ist, eine alle zufriedenstellende Entscheidung in so kurzer Zeit zu treffen und wie wichtig es ist, sich in einem solchen Amt klar zu sein, welcher Meinung man ist, diese artikulieren zu können und trotzdem auch kompromissbereit zu sein.
Alles in allem lässt sich sagen, dass das Planspiel einen guten Einblick in einen Teil des Prozesses, den die Idee für ein neues Gesetz mit sich bringt, gewährt. Die Einrichtung des Zeltes, von dem aus man im übrigen einen tollen Blick auf das Kanzleramt hatte, und die ganze Organisation des Events waren sehr professionell und ausgearbeitet, wodurch das Planspiel gut funktionierte und man es als Teilnehmer gespannt miterlebt hat.
Ich denke, dass wir alle eine Menge mitgenommen haben und dass sich diese Erkenntnisse grade im politikwissenschaftlichen Unterricht noch als sehr nützlich erweisen werden.