Always look on the bright side of life

Letzte Generation. Energiekrise. Klimakatastrophe. Ukraine-Russland-Konflikt.

Wie hält man im Angesicht von Krisenzeiten, im Angesicht von Katastrophen, im Angesicht von Konflikten, die Überzeugung, dass das Leben schön ist?

Jeden Tag: Schule, Menschen, Verkehr, Denken, Tod. Jeder Tag eine Aneinanderreihung von Stress, Belastung, Lösung, Problem. Jeder Tag eine Herausforderung.

Die Medien bombardieren uns in unserem alltäglich bereits ausreichend anstrengenden Alltag mit schlechten Nachrichten. Für die beste, größte, spannendste Titel-Story benötigt es heute Wörter wie „Energiekrise“, „Klimakatastrophe“ und „Ukraine-Russland-Konflikt“. Diesen Kompositionen kann man nicht anders antworten als mit anderen Neologismen und Euphemismen; so scheint zumindest die Regierung zu denken: „Doppel-Wumms“ und „Sondervermögen“.

Der öffentliche Diskurs nimmt für mich geradezu groteske Züge an, vor allem durch letztere Begrifflichkeiten. Mit nichts anderem als Zynismus habe ich bisher gewagt, dem entgegenzutreten. Die „Letzte Generation“ hatte wohl eine ähnlich intuitive Idee. Nur das ihrem Zynismus eine traurige Wahrheit innewohnt; wie man wahrscheinlich auch z.T. über andere Bemerkungen, die eigentlich nur als sarkastische oder ironische Kommentare zu verstehen gemeint waren, urteilen müsste.

Wie soll ich in all diesem Alltagsstress, dem alltäglichen Weltuntergang, so etwas wie eine positive Stimmung versprühen? Wie kann ich noch mit Hoffnung und Optimismus in die Zukunft schauen, wenn über 70% aller Länder ausdrücklich nicht demokratisch regiert werden; wenn tausende Menschen bereits jetzt aus ihrer Heimat fliehen müssen, weil sie durch Naturkatastrophen bedroht sind; wenn die Industrie aufgrund von zu hohen Energiepreisen und besonders die Haushalte unter den explodierenden Kosten zusammenbrechen? Dann betrifft das doch auch mich. Dann sind wir alle doch direkt angesprochen, etwas zu tun. Und wenn man nichts tun kann? Wenn man bereits spart, nicht mehr in den Urlaub fliegt, kein Auto fährt, vegetarisch is(s)t, sich bildet! Dann fühle ich mich machtlos, verletzt, hilflos, vor allem: hoffnungslos. Denn wenn nur wenige ihr Verhalten ändern und weiterhin skandiert wird: „Corona-Pandemie gab es nie!“, was nutzt dann all die Hoffnung und der Optimismus?

Während des Entstehungsprozesses dieses Artikels spielten Portugal und Uruguay in einem von unterbezahlten, unmenschlich behandelten Gastarbeitern gebauten Stadion um einen unbedeutenden Pokal und Geld. Das Stadion wird nach der WM wahrscheinlich wieder abgerissen. In Qatar werden Homosexuelle und Frauen unterdrückt; unsere Werte: Demokratie, Freiheit, Gleichheit, Würde des Menschen, werden mit Füßen getreten. Aber der korrupte Verein alteingesessener, egoistischer Männer, auch FIFA, brauchte nun mal noch mehr Geld (auch andere Vorteile/Vorzüge möglich), weshalb man sich gerne bestechen ließ; Hauptsache zum eigenen ökonomischen Vorteil.

Denn das ist es, was zählt: Akkumulation von Kapital. Zumindest ist dies, was noch für einige Menschen den Wert des Lebens ausmacht. Und dadurch, dass die es sind, die sich auch heute noch durch ihr Kapital alles in diesem System leisten können und sich vermutlich unnahbar fühlen, wirkt es manchmal so, als wäre die Menschheit ein Haufen unmoralischer Egoisten. Aber das ist falsch.

Im Überfluss des Konsums (im Kapitalismus) ging uns die Lust am Leben verloren. Nie schrie jemand aufgrund von Sättigung; man schreit aufgrund von Hunger.

Wir sind Zeugen, Teilhaber, Aktivisten in dieser Zeit des Wandels. Hin zu einer klügeren, toleranteren Gesellschaft. Wir sehen die Probleme, die uns die letzten Jahrzehnte Politik eingebracht haben nun ex post und könnten es deshalb besser machen. Wir entwickeln unsere eigenen Vorstellungen und Werte, die wir zu verteidigen, durchzusetzen wissen. FFF, Letzte Generation & Co. beweisen dies. Bevor ich allerdings ebenfalls mit wundervollen Wortneuschöpfungen meinen Aussagen einen Hauch von Relevanz zu verleihen versuche, bleibe ich lieber bei dem, was uns bereits bekannt ist: Generationenwechsel.

Ich möchte keine neuen Begriffe erschaffen, um nicht den Anschien zu erzeugen, dass die Umsetzung bestimmter Dinge nicht selbstverständlich wäre, sondern einer besonderen Kraftanstrengung und Aufmerksamkeit bedürfte. Denn aus meiner Sicht sind die Dinge zusammen eigentlich ganz einfach logisch anzugehen und zu lösen. Nie war es anders als jetzt. Die Welt hatte immer schon Probleme. Nur neuerdings besitzen wir die Möglichkeiten auch überall diese Probleme kundzutun und unsere Wehklagen darüber zu verbreiten. Und auf dramatische Weise zu teilen.

Obwohl jetzt sicherlich einige ausgestiegen sind, bin ich dennoch der Überzeugung, dass viele noch da sind. Und dieser Glaube und die Hoffnung, es besser zu machen, erhält mich aufrecht. Die letzte Generation will ich nicht sein.

-Elsa