Der Freiflieger, eine tolle AG (empfehlenswert)! Und stellt euch vor: den gibt es auch als Projekt (ebenfalls empfehlenswert)!
In dieser Projektwoche sind wir im Freiflieger zusammen mit dem Politikprojekt ins Abgeordnetenhaus gegangen (17.01.2023). Ein wirklich sehr außergewöhnlicher Ausflug und für Politikfans unglaublich spannend. Ich selber, eher in der Journalistenwelt verloren, kann auch sagen, dass es sehr interessant war. Aber mal ganz von vorne…
Die Hinreise war ein Vergnügen. Danke deutsche Bahn. Aber als wir dann endlich vor dem sehr imposanten, riesigen Gebäude standen, war die Freude sehr groß. Nachdem wir das Gebäude betreten durften, befand sich hinter dem Eingang eine Sicherheitskontrolle, ähnlich wie im Flughafen. Ein Scan für die Rucksäcke und Jacken und einen, durch den wir durchgehen sollten. Es wurden mehrere Scheren eingesammelt, die in Federtaschen ausversehen mitgenommen wurden. Nach der Kontrolle haben wir Besucher-Ausweise bekommen und mussten eine halbe Stunde auf unsere Führerin warten, die uns schließlich sehr nett begrüßte und in einen kleinen Vorstellungsraum führte.

In dem Raum haben wir einen kurzen Film über das Abgeordnetenhaus gezeigt bekommen. Nach dem Film wurden wir noch mal in die Eingangshalle geführt, die sehr hoch und majestätisch aussah. Das ganze Gebäude stammt aus der italienischen Hoch-Renaissance aus dem 19. Jh. und war ursprünglich das preußische Abgeordnetenhaus (1899-1947). Friedrich Schulze hat das Gebäude 1900 entworfen. Es wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt und 1993 war die erste Sitzung nach dem Umbau. Die Decke in der Eingangshalle war extrem hoch und an den Seiten waren jeweils zwei lange Treppen, die beide mit einem roten Teppich bedeckt waren.

Eine der Treppen sind wir hochmarschiert und in das “Casino” gegangen. Das “Casino” ist sozusagen die Cafeteria des AGH, wo sich die Abgeordneten etwas zu Essen oder Trinken holen können. Da die Sitzungen meist von 10.00-22.00 Uhr gehen, ist dies sehr wichtig. Mitten im Restaurant hängt ein dreiteiliges, riesiges Bild, das die Maueröffnung 1989 zeigt und 1998 von Matthias Köppel gemalt wurde.
Den Essensduft hinter uns lassend wurden wir in die Wandelhalle geführt. In dieser Halle können sich die Abgeordneten austauschen und sind nicht an die Ordnung oder Regeln wie im Plenarsaal gebunden. In der Wandelhalle befinden sich außerdem kleine Ausstellungen mit Dingen, die etwas mit Berlin zu tun haben und drei Doppeltüren, die direkt zum Plenarsaal führen.
Dann kam etwas Interessantes: Der Hammelsprung. Wenn sich die Abgeordneten in einer Sache nicht einig sind, kann ein Hammelsprung beantragt werden. Alle Abgeordneten müssen den Raum verlassen und durch verschiedene Türen wieder hineingehen, die jeweils mit “ja”, “nein” oder “Enthaltung” markiert sind. Alle geben dadurch eine Stimme ab. Damit ist der Prozess beendet und die Entscheidung steht fest.
Nach der Station wurden wir in die Galerie der Ehrenbürger gebracht. Um sich in dieser Galerie zu sehen, muss man etwas sehr Bedeutendes machen oder eine besonders große Leistung erbringen. Wenn man Ehrenbürger geworden ist, kann sich derjenige/diejenige aussuchen von welchem Künstler er/sie gemalt werden möchte. Außerdem ist es ihnen erlaubt, die BVG kostenlos zu nutzen und ein Ehrengrab zu erhalten. Der aktuellste Ehrenbürger, Frank-Walter Steinmeier, wurde 2021 hinzugefügt.
Schließlich waren wir am ansprechendsten Teil angekommen. Im Plenarsaal. Der Plenarsaal ist das Zentrum des Gebäudes, drumherum sind Büros. In diesem unglaublich riesigen Saal sitzen alle Abgeordneten in den Sitzungen und diskutieren über wichtige Dinge. Jeder der 147 Abgeordneten hat seinen festen Platz im Saal. Unter anderem auch der Älteste Rat. Dieser entwirft den Haushaltsplan und unterstützt den Präsidenten des Abgeordnetenhauses. Der Präsident (momentan Dennis Buchner) bereitet die Sitzungen vor, leitet sie und vertritt uns bei Veranstaltungen. Alles wird protokolliert. Auch Zwischenrufe, werden von Stenographen aufgeschrieben. Sie halten das Sitzungsgeschehen fest. Auch das Volk, also wir, können live bei einer Plenarsitzung zugucken. Einerseits im Fernsehen, andererseits aber auch im Plenarsaal. Dazu gibt es eine bestimmte Anwesenheitsliste, in der man sich eintragen kann. Bei Abwesenheit muss allerdings Geld bezahlt werden.

Dies war auch schon das Ende dieser spannenden Exkursion. Es gibt noch viel mehr über das Abgeordnetenhaus zu erfahren als hier in diesem Artikel. Deshalb empfehle ich sehr, das Abgeordnetenhaus zu besuchen und dem Freiflieger beizutreten.