
Foto: Tim Bielig
Dreimal Gong. Das kennt man sonst nur aus der Oper, dem Kino oder dem Theater. Ein untrügliches Zeichen für den Beginn einer Vorstellung und zugleich der letzte Aufruf für das Publikum, sich auf die Plätze zu begeben. Doch nicht nur in den großen Häusern der Hauptstadt, auch am Gemont waren am Donnerstag, den 19. Januar, die drei wohltönenden Klänge zu vernehmen. Grund dafür war die fulminante und hochgelobte Aufführung von einem der beiden DS-Kurse des 12. Jahrgangs. Auf das zahlreich erschienene Publikum wartete ein Stück mit dem wohlklingenden Namen „Von Ernst bis Jandl“. Eine Eigenkomposition des Kurses, frei verfasst nach einem Hörspiel des gleichnamigen, österreichischen Sprachakrobaten und Dichters Ernst Jandl, welcher zwar bereits im Jahre 2000 verstorben ist, der Nachwelt jedoch einen umfangreichen Fundus an Werken hinterlassen hat. So eben auch das Hörspiel „Fünf Mann Menschen“, auf dem die Inszenierung des Theaterkurses fußte. Dieses ist trotz seines Alters in Zeiten von Krieg, Gesellschaftsumbrüchen und Endzeitstimmung aktueller denn je. Dem entsprach auch das Spiel der Zwölftklässler.
Durchgeschüttelt durch ein dreiviertelstündiges Wechselbad von Dramatik, Heiterkeit und bitterbösem Humor, verließ sicherlich ein jeder Zuschauer nachdenklich den Vorführungsort des Stückes, die Studiobühne im Keller. „Von Ernst bis Jandl“ handelt von der Fremdbestimmtheit des Lebens in einem System, in welchem Kinder schon als zukünftiges Kanonenfutter auf die Welt kommen, sowie von verbrauchten Lehrern, zwielichtigen Politikern und schließlich auch der Frage nach dem Grund der eigenen Existenz als Rädchen in einem großen, von oben geplanten, System. Dabei hält das Stück der Gesellschaft den Spiegel vor und besinnt zurück auf jahrzehntealte Tabus und Werte einer Gesellschaft, die von der Friedensbewegung und den Schrecken mehrerer Kriege geprägt war.
In der heutigen Zeit, in der diese lange sicher geglaubten Standards nur allzu gerne wieder gegen die Alternativlosigkeit von militärischen Auseinandersetzungen und Wehrpflicht getauscht werden, ist solch ein Stück, das den Diskurs auch wieder an die Schulen zurückbringt, nur umso wichtiger. Unter dem Rahmenmotto „Solange es Kinder gibt, wird es Kinder geben“ stellte die Inszenierung des Kurses, welcher das Stück unter der Regie von Frau Bindig erarbeitete, also nicht weniger als die Frage, was ein Leben in den Zeiten des Krieges noch wert ist, an die aufmerksamen Zuschauer.
Zwei Vorführungen präsentierte der Kurs an diesem Tag, beide vor vollem Saal. Ein rundum gelungener Abend im Zeichen des Friedens.
Tim