Autoren – wie ticken die eigentlich?

Lutz Hübner, Theaterautor, zu Gast im Deutschunterricht der 8D

Bild: S. Swoboda 2023

Autor, Dramatiker und ein Mann mit Geschichte. Lutz Hübner besuchte meine Klasse und mich am 10.05.23 im Deutschunterricht. Er ermöglichte uns einen ein Blick in das Leben eines Autors und beantwortete Fragen zu seinem berühmten Stück „Das Herz eines Boxers“. Früher stand Lutz Hübner selbst auf der Bühne, heute gehen seine Stücke um die Welt. Doch wie war dieser lange, steinige Weg für ihn?

Die erste grundlegende Frage, die wir uns stellten, war, wie der frühere Regisseur und Schauspieler Lutz Hübner überhaupt zum Autoren-Dasein gekommen ist.

Hier antwortete er, dass es zum „Autor-Werden“ nicht den einen „richtigen“ Weg gebe, sondern viele verschiedene. Einer dieser Wege sei beispielsweise ein Studium, wie zum Beispiel Germanistik. Aber auch mit einem abgeschlossenen Studium sei man nicht gleich Autor. Denn auch ohne zu studieren, kann man Autor werden, wie Lutz Hübner erzählt. Nach dem Abschluss seines Studiums arbeitete er zuerst als Regisseur und Schauspieler, bis er angefangen habe seine Geschichten zu erzählen.

Für viele scheint der Beruf des Autors ein Traumberuf, doch auch dieser bringt seine Herausforderungen mit sich. Denn Lutz Hübner erzählte uns, dass, selbst wenn man viele Freiheiten in diesem Job habe, es oft auch eine sehr einsame Tätigkeit sein kann.

Dabei kam die Frage auf, ob man von seinem Traumberuf auch leben könne. Auch dazu äußerte Lutz Hübner sich ausführlich. Anfangs habe er parallel zu seiner Arbeit als Schauspieler geschrieben, doch heute lebt er zusammen mit seiner Frau Sara ausschließlich vom Schreiben. Aufgrund seiner Bekanntheit und der Reichweite seiner Stücke kann man davon ausgehen, dass sie sich selbst gut finanzieren können.

Ansonsten sei seine bedeutsamste Auszeichnung, wie er selbst berichtete, sein erster Jugendtheaterpreis, welchen er für das Stück „Das Herz eines Boxers“ im Jahre 1998 erhielt. Seitdem habe er sich dafür entschieden, den Fokus ganz aufs Schreiben zu legen.

Seine Anfänge in der Theaterszene hatte er bereits im Schultheater auf seinem damaligen Gymnasium. Er inszenierte eine Komödie über seine Lehrer. Das Theaterstück gewann an Bekanntheitsgrad. Daraufhin bekam er Probleme mit der Schulleitung, sodass das Stück verboten wurde. Jedoch zeigte ihm dieses Stück, dass man auf dem Theater Geschichten und Konflikte erzählen kann und genau das machte ihm so viel Spaß.

Auch stellten wir uns die Frage, ob er ChatGPT eventuell als Konkurrenz für ihn sehe.

Dazu meinte er, er selbst sehe ChatGPT und andere künstliche Intelligenzen nicht als Konkurrenz im Schreiben an, da in einem Theaterstück nicht alles „glatt gehen“ solle und menschliche Konflikte vorhanden sein müssen. Diese müssten entwickelt werden. Und die entsprechenden Fähigkeiten besitze ChatGPT aktuell noch nicht.

Für die Umsetzung eines guten Theaterstücks brauche es einen Konflikt und die diesbezügliche Weiterentwicklung eines Charakters. Außerdem mache jede Rolle eine Entwicklung im Stück durch, die der Figur eine gewisse Persönlichkeit gibt, sodass wir uns besser mit dieser identifizieren können.

So stellte sich uns abschließend die Frage, ob er das Schauspielen eventuell vermisse. Schauspiel, so sagte er, mache ihm extrem viel Spaß, das Interagieren mit den Kollegen während der Proben, die Diskussionen und die intensive Zeit bis zur Generalprobe. Im Nachhinein bereue er aber nicht, dass er vom Schauspiel zum Schreiben wechselte.

Sein erfolgreichstes Stück ist „Das Herz eines Boxers“. So stellten wir ihm auch hierzu einige Fragen. Anfangs hatte Lutz Hübner eine andere Idee für das Stück, doch diese stellte sich als nicht besonders tragfähig heraus. Er wollte nämlich eigentlich über einen Russen und einen alten Chefkoch schreiben. Aber er selbst verstand zu diesem Zeitpunkt nicht viel vom Kochen und konnte also darüber auch keine Figur erfinden. Letztendlich entschied er sich dann für die Geschichte eines ehemaligen Box-Champions.

Lutz Hübner beschrieb uns, dass er sich mit fast jeder seiner Rollen ein bisschen identifizieren kann. Bei der Geschichte des Boxers erkenne er sich in der Rolle von Jojo, einem Jungen, der bei dem Boxer im Altersheim Sozialstunden ableisten muss.

Zudem fragten wir ihn, wie lange er gebraucht hat, um „Das Herz eines Boxers“ zu schreiben.

Für die Vorbereitung nahm er sich etwa einen Monat Zeit, zum Schreiben jedoch hat er nur 14 Tage gebraucht! Doch diese 14 Tage waren sehr „ungesunde zwei Wochen“, meinte er, und er würde das so nicht nochmal machen: Er hat Tag und Nacht durchgearbeitet und dabei kaum das Haus verlassen. In der Regel dauert ein Stück mindestens ein halbes Jahr, berichtete Lutz Hübner, denn dazu kommen auch Recherchearbeiten.

Wir befragten ihn auch zum Hintergrund des Stückes und wie er dazu gekommen ist. Er erzählte uns über seinen damaligen Job als „Zivi“ im Altersheim, bei dem er viele Leute und deren Vergangenheit kennenlernte. Zu dem Ereignis mit dem geklauten Mofa im Buch hat er sich damals von seinem Cousin aus Hamburg inspirieren lassen, welcher dieses in seiner Jugend geklaut hatte.

Aber: Nicht nachmachen!

Zum Abschluss signierte Lutz unsere Lektüre vom „Boxer“ … zweiunddreißigmal.

Autorin:

Cecilia Mina Schulze