Krakau: Zwischen Synagogen und Ghettos

(C) Laurie Schrader 2024

Noch vor der Morgendämmerung am Montag, 22.01.2024, stiegen wir in den Reisebus und machten uns auf den Weg nach Krakau. Von sechs Uhr morgens bis etwa vierzehn Uhr dreißig fuhren wir nach Südpolen, wo wir letztlich in Krakau ankamen.

Im Moon Hostel bezogen wir unsere Zimmer, ehe wir sechzehn Uhr dreißig von unserem Tour Guide abgeholt wurden; eine Stadtführung durch das jüdische Krakau stand an.

Das Moon Hostel liegt bereits in Kazimierz, dem Jüdischen Viertel. Dort begann also unsere Führung. Vorbei an Synagogen wie beispielsweise der Alten Synagoge oder der Tempel-Synagoge spazierten wir auf die andere Seite der Weichsel, wo das Krakauer Ghetto liegt. Auch dieses liefen wir ab. Auf dem Platz der Helden des Ghettos, einem pflastersteinenen Platz mit siebzig metallenen Stühlen, endete unsere Führung, die nicht nur die historischen Aspekte aufgriff, sondern auch von dem heutigen Leben der orthodoxen Juden in Krakau erzählte.

Die Abende durften wir selbstständig gestalten, viele begutachteten also das touristische Kazimierz und aßen auswärts.

Am nächsten Morgen versammelten wir uns um sieben Uhr am Frühstückslokal Jodełkowa, das in der Nähe der Tempel-Synagoge liegt.

Eile war geboten, denn um acht Uhr fünfzehn wollten wir uns bereits auf dem Weg nach Auschwitz I befinden. Der Bus verließ mit einiger Verspätung unsererseits gegen acht Uhr dreißig schlussendlich das Hostel.

In Auschwitz sollte unsere dieses Mal englischsprachige Führung um zehn Uhr beginnen. Nachdem wir angekommen waren, wurden wir in zwei Gruppen unterteilt und mit Gruppenführungsanlagen in Form von Kopfhörern ausgestattet. Von da aus ging es durch die Ausstellungen in den einzelnen Baracken. Wir hatten, als Teil der Study Tour, in vier Stunden eingehend die Möglichkeit, uns die einzelnen Ausstellungsstücke anzuschauen.

Da Auschwitz I in bereits bestehenden Häusern eingezogen ist, waren die Backsteingebäude nah aneinander und boten viel Platz für unterschiedlichste Teile der Ausstellung. Wir sahen die grausigen Lebensumstände, Überbleibsel der Dinge, die den Ankömmlingen abgenommen wurden, Fotografien und Zeichnungen. Auch die noch erhaltenen Räumlichkeiten in dem sogenannten Block 11, der ein Gefängnis innerhalb des Lagers war und überwiegend der Bestrafung und Folter diente, durften wir betreten. Vor der Schwarzen Mauer im Innenhof dieses Gebäudes hielten wir einen Moment in Stille inne. Dann ging es weiter zur Gaskammer, die wir ebenfalls in Stille betraten. Im Gegenzug zu Auschwitz II-Birkenau war diese vollends erhalten, ähnlich das anschließende Krematorium.

Etwa gegen sechzehn Uhr waren wir zurück im Moon Hostel, in dem wir uns des späten Nachmittags mit dem Erlebten in den vorigen Gruppen auseinandersetzten, einmal um sechzehn Uhr dreißig und dann eine halbe Stunde später für die zweite Gruppe.

(C) Laurie Schrader, 2024

Mittwochmorgens hatten wir uns vorgenommen, früher loszukommen. Deshalb saßen wir bereits um acht Uhr im Bus, abfahrbereit.

Die Führung in Auschwitz II-Birkenau begann abermals um zehn Uhr in den gleichen Gruppen. In drei Stunden ging es über einen kleinen Teil der achtzig Hektar großen Fläche. Wir besahen die hölzernen Baracken der Männer und die dortigen Sanitäranlagen. Danach ging es weiter zur Judenrampe, wo Neuzugänge damals ankamen. In der Ferne sah man bereits das Denkmal zu Ehren der Verstorbenen, wo wir als nächstes stoppten, ehe es zu den direkt anliegenden Gaskammern und Krematorien I und II weiter ging, die nur noch vage erkennbar waren, wurden sie vor der Befreiung 1945 großteilig zerbombt. Auf der anderen Seite des Denkmals befinden sich die Kanada-Lager, die Sauna und die Gaskammern III und IV, vor denen wir ebenfalls standen. Eine der Backsteinbaracken des Frauensektors war unser letzter Stopp.

Tatsächlich zeigte sich das Wetter von seiner stürmischen Seite, der Wind griff unter unsere Kleidung, verbog Regenschirme, verwandelte die kalten Regentropfen in einen förmlichen Speerhagel. Viele befanden dies als passend, als eine Verdeutlichung des vergangenen Grauens zu gar eisigen Temperaturen ohne jegliche Möglichkeit auf Wärme und Entzug.

(C) Laurie Schrader, 2024

Auch diesen Spätnachmittag trafen wir uns im Hostel für eine fünfundvierzigminütige Besprechung.

Am Donnerstagmorgen aßen wir erneut im Jodełkowa Frühstück und schossen im Anschluss Gruppenfotos vor der Tempel-Synagoge ab. Danach ging es an die endgültige Abfahrt zurück nach Berlin. Um kurz nach siebzehn Uhr trafen wir ein.

Die Tour Guides haben uns auch unterschiedlichste Lektüre empfohlen, hier also für Interessierte eine kurze Liste:

  • Anus Mundi, Wieslaw Kielar
  • Ich befinde mich im Herzen der Hölle, Zalmen Gradowski
  • In the Hell of Auschwitz, Judith Sternberg Newman
  • The Zone Of Interest (Film)
  • Kazimierz Piechowski (Dokumentation über seine Fluchtgeschichte)